Du Armer nicht mal Marke

5. August 2021

Abouda, Ammer, Philipp, Anna und Simon beim Fotoshooting für "du armer nicht mal marke." Stadtbibliotek, Europaviertel Stuttgart. Foto: Anne-Sophie Stolz

Ott-Goebel-Jugend-Stiftung fördert Projekt der Mobilen Jugendarbeit

„Du Armer nicht mal Marke“. Dieser Satz wird im Alltag häufig ironisch von jungen Menschen verwendet und fußt auf zahlreichen Ausgrenzungserfahrungen, die sie selbst beschreiben: Einer der beiden Projektteilnehmer erzählte von seiner ersten Erfahrung auf einem Basketballplatz. Mit normalen Straßenschuhen fühlte er sich ausgegrenzt und nicht beachtet, nach drei Monaten sparen und der Anschaffung des neuesten Nike-Modells wurde er auf dem Platz ernst genommen und als Mitspieler akzeptiert. Der andere junge Mann erzählte uns davon, wie er an seinem ersten Schultag ausgelacht wurde, da er nur Kleidung aus dem Primark getragen hat.

Diese Erfahrungen und der Wunsch ein eigenes Modelabel zu gründen war für die zwei Jungs der Ausgangspunkt des Projektes. Gemeinsam mit der Mobilen Jugendarbeit Stuttgart haben sie dies verwirklicht. In mehreren Workshops lernen die beiden jungen, geflüchteten Männer gemeinsam mit den Mitarbeitenden die Gründung eines eigenen Unternehmens, indem sie eine Modefirma gründen und Kleidungsstücke verkaufen. Alle hierfür notwendigen Schritte werden durch professionelle Workshopleiter*innen erklärt und direkt im Anschluss praktisch umgesetzt.

Zukunftsperspektiven und der Weg in die Selbstständigkeit werden erarbeitet und erlernt, das negative Bild über Geflüchtete wird nachhaltig verbessert, da die Teilnehmenden selbst zu „Markenbotschafter*innen“ werden und damit dazu beitragen Erfolgsgeschichten geflüchteter Menschen in den Vordergrund zu stellen. Sie erhalten dabei einerseits selbst durch das Projekt Anerkennung, während gleichzeitig der „Zwang“ zu Statussymbolen ironisch in Frage gestellt wird.

Der erwirtschaftete Gewinn fließt direkt in die Arbeit mit jungen Menschen ein: Gemeinsam mit den Projektteilnehmer*innen entscheiden die Mitarbeitenden wofür das Geld verwendet werden soll.

Seit Verkaufsstart wurden bereits deutschlandweit Bestellungen aufgegeben, beispielweise gingen innerhalb einer Woche 63 Aufträge ein, was bereits ein großer Erfolg ist. Regionale und deutschlandweite Presse wurde auf die T-Shirts aufmerksam und berichtete über das Projekt. Die beiden jungen Männer sind sehr stolz auf das Erreichte und dadurch noch motivierter weiter zu machen.

Artikel auf chrismon

Fotos: Anne-Sophie Stolz

 

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