Ott-Goebel-Jugend-Stiftung feiert ihr 15-jähriges Jubiläum im Theaterhaus

26. Oktober 2023

„Ihr macht das schon prima, liebe Kinder!“ Lachen im Theaterhaus, als der Tänzer Eric Gauthier in die Menge ruft. 100 Gäste sind gekommen, um das 15-jährige Jubiläum der Ott-Goebel-Jugend-Stiftung zu feiern. Natürlich besteht das Publikum nicht aus Kindern, sondern aus erwachsenen ProjektpartnerInnen und Spendern. Aber alle haben Spaß, als sie hautnah erleben, wie Gauthier mit seinen jungen Tänzerinnen und Tänzern, den Juniors, Menschen in Bewegung bringt.  Mit seinem Projekt „Moves for Future“ – unterstützt von der Ott-Goebel-Jugend-Stiftung – heizt Gauthier normalerweise Stuttgarter Grundschülerinnen und -schüler ein. Und heute Abend ausnahmsweise den Gästen der Jubiläumsfeier. Ob der Klassiker „Der sterbende Schwan“, ob Pas de Deux oder Moderner Tanz – genau wie in der Schule rufen die Gäste die Tänzerinnen und Tänzer mit dem Namen auf die Bühne und applaudieren begeistert nach den Darbietungen.

Stifterin Brigitte Ott-Göbel zeigte in ihrem Rückblick auf fünfzehn Jahre Stiftungsarbeit die Highlights auf: seit 2008 arbeitet sie mit der Mobilen Jugendarbeit Sillenbuch, dem Schülercafé Alberta oder dem Jugendhaus Sillenbuch zusammen. Immer werden Aktivitäten finanziert, die aus dem normalen Etat nicht zu bestreiten wären: Klettern, ein Toleranzprojekt, ein Hörspiel, Ausflüge in den Hochseilgarten. Kulturelle Aktivitäten waren von Anfang an ein Schwerpunkt der Stiftungsarbeit, beispielsweise im Projekt „SingBach“, in dem Schülerinnen und Schüler der dritten Klasse der Grundschule Riedenberg mit ihren von der Bachakademie geschulten Musiklehrern Stücke von Johann Sebastian Bach einstudierten und bei einem Konzert mit 300 Schülern von Stuttgarter Schulen aufführten. Auch die Zirkusschulen der Jugendhäuser Degerloch und Fasanenhof wurden unterstützt.

Die Stiftung entwickelte auch eigene Projekte. So wurden 2010 gemeinsam mit der Stadt Friedrichshafen und der Telekom „Medienpartner“ zusammengebracht:  Schülerinnen im Alter von 10-12 Jahren mit Senioren der Generation 60+. Jung und Alt tauschten sich aus zum Thema Freundschaft gestern und heute – mit Telefon oder Handy, Schallplatte oder MP3-Player. Das Projekt wurde 2011 von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ als Bildungsidee ausgezeichnet.

In lockerer Talkrunde mit Stiftungsvorstand Ursula Ott wurde es dann konkret: Was genau kommt durch die Stiftungsgelder zum Blühen?  Jens Kraske, Leiter des Schülercafé Alberta, erzählte von einem kleinen Jungen, der sich im Klettergarten zunächst nicht in die Höhe aufs Seil traute. Mit viel Üben und Geduld schaffte er es schließlich auf die andere Seite und war immens stolz. Spontanen Beifall bekam Daniela Noe-Klemm, bis Juli diesen Jahres Schulleiterin der Grundschule Riedenberg, als sie ein Erlebnis aus der Aktion „Essend bereise ich die Welt“ berichtete: Beim alljährlichen Herbstsuppenfest brachte eine Mutter aus der benachbarten Flüchtlingsunterkunft ihren einzigen Topf mit einer köstlichen landestypischen Suppe in die Schule fürs Suppenbuffet. „Essend bereise ich die Welt“ gibt es mit großem Erfolg schon seit 2014. Kirsten Wolf von der Evangelischen Gesellschaft betonte, wie wichtig es sei, mit Jugendlichen auf Augenhöhe über Belastungen wie Leistungsdruck, Mobbing, Trennung der Eltern, Süchte, Zukunftssorgen zu diskutieren. Beim Projekttag „Verrückt? Na und!“ wird mit Schülerinnen und Schülern der achten Klasse offen über seelische Probleme und Auswege gesprochen.

Die Stiftung wird auch künftig einen Schwerpunkt auf seelische Gesundheit legen: Vorstand Volker Göbel kündigte an, in den nächsten drei Jahren gemeinsam mit weiteren Stuttgarter Stiftungen das neu entwickelte Projekt „Anorexie-gemeinsam stärker!“ zu fördern. Umgesetzt wird es am Diakonie-Klinikum Stuttgart, dessen Chefärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Dr. Susanne Rueß am Jubiläumsabend berichtete, wie drastisch die Magersucht bei Mädchen zugenommen hat seit der Pandemie. Viele der jungen Patientinnen müssen monatelang auf einen Klinikplatz warten und sind dann schon so abgemagert, dass eine Behandlung schwierig wird und die Rückfallgefahr hoch ist. Geplant sind deshalb vorstationäre Gruppen in Zusammenarbeit mit Beratungsstellen wie dem „Mädchengesundheitsladen“ oder „Jungen im Blick“ zur Überbrückung der Wartezeit und Krisenintervention. Nach der Entlassung soll es Gruppenangebote geben: Kunst-, Musik-, Bewegungs- und Tanztherapie. Frau Dr. Rueß: „Ich freue mich ganz besonders, dass Eric Gauthier zugesagt hat, Teile der Tanztherapie persönlich zu übernehmen“.

Tanz war dann auch das Stichwort für den fulminanten Abschluss der Jubiläumsfeier durch Gauthier Dance: Eric Gauthier heizte den Gästen ein mit der imaginären Zubereitung von Spaghetti Carbonara und der Performance vom Hasen auf der Suche nach der Karotte – ein „tierisches“ Stück, das auch bei den Schülern sehr beliebt ist.

Beim anschließenden Get-together wurden lebhafte Eindrücke vom Abend, aber auch von vergangenen Stiftungsaktivitäten ausgetauscht, die Bilderpräsentation mit Projekt-Highlights aus 15 Jahren lieferte die Impressionen dazu.  

Ott-Goebel-Jugend-Stiftung feiert ihr 15-jähriges Jubiläum im Theaterhaus:
„Anorexie – gemeinsam stärker!“ erhält Unterstützung aus Sillenbuch

Quelle: s`Blättle, 27.10.2023

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